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MeteoSchweiz: Gute Qualität, aber auch Reformbedarf

Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz, erfüllt seine Aufgaben als nationaler Wetterdienst auf qualitativ hohem Niveau. Trotz dieser positiven Beurteilung sieht die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) einen erheblichen Reformbedarf bei der Finanzierung und Marktpositionierung von MeteoSchweiz. Sie stellt insbesondere fest, dass MeteoSchweiz ihre kommerziellen Angebote querfinanziert.

Unter Einbezug ausländischer Meteofachleute führte die EFK eine Evaluation von MeteoSchweiz durch. Bei den Kernaufgaben eines staatlichen Wetterdienstes (Betreiben des Messnetzes, Gesetzespflege, internationale Zusammenarbeit) erhält MeteoSchweiz gute Noten. In Einzelbereichen erkennt die EFK einen Handlungsbedarf, so beispielsweise bei der Erneuerung der Radaranlagen oder bei der Bereitstellung von stärker aufgelösten Niederschlagsmessungen für die Hochwasserwarnungen.

Die EFK erachtet es als richtig, dass MeteoSchweiz weitere Basisleistungen als Service public erbringt, obwohl private Meteounternehmen ähnliche Leistungen anbieten können (Klimadaten, Forschung, Warnungen, Flugwetter). Allerdings werden diese Angebote von MeteoSchweiz zu wenig klar von rein kommerziellen Leistungen (Veredelung von Produkten für spezifische Kunden) abgegrenzt. Bei den kommerziellen Angeboten müssen die privaten Anbieter mit gleich langen Spiessen konkurrieren können. Dies ist heute nicht der Fall, da MeteoSchweiz nach der Beurteilung der EFK die kommerziellen Angebote durch Kostenüberwälzungen querfinanziert.

Die EFK stellt fest, dass die mit den kommerziellen Tätigkeiten von MeteoSchweiz verknüpften Erwartungen nur teilweise erfüllt werden. Insbesondere stieg der gesamte Bedarf für die Bundesfinanzierung von MeteoSchweiz zwischen 1996 und 2007 von 23 auf 42 Millionen Franken an - trotz dem Aufbau eines kommerziellen Angebots.

Die Qualität der kommerziellen Meteoprodukte von verschiedenen Anbietern ist schwer zu vergleichen. Im Teilbereich von Wetterprognosen für spezifische Standorte (Punktprognosen) konnte die EFK die Leistungen mittels eines Wettbewerbs unmittelbar beurteilen. Am Wettbewerb beteiligten sich die drei Anbieter MeteoSchweiz, Meteocentrale und Meteotest. Alle Anbieter bewiesen eine gute Treffsicherheit. Bezüglich der durchschnittlichen Prognosegenauigkeit schneidet Meteocentrale am besten ab, MeteoSchweiz und Meteotest liegen etwa gleich auf. Unter Einbezug weiterer Faktoren ist festzustellen, dass die Qualität der privaten Anbieter bei Punktprognosen als mindestens ebenbürtig zu betrachten ist.

Das jetzige System der Finanzierung von MeteoSchweiz - Gebühren beim Grundangebot, Vollkostenverrechnung beim Flugwetter, Marktpreise bei den kommerziellen Produkten und Deckung des verbleibenden Finanzierungsbedarfs durch den Bund - ist mit Risiken verbunden. Insbesondere zieht es tendenziell eine volkswirtschaftlich zu geringe Nutzung der Basisdaten und eine im internationalen Vergleich zu starke Belastung der Flugwetterkunden nach sich.

Gemäss den Empfehlungen der EFK sollte das gesamte Leistungsangebot von MeteoSchweiz auf die drei Bereiche Kernauftrag, Basisleistungen und kommerzielle Leistungen aufgeteilt werden. Bei der Preisgestaltung der kommerziellen Leistungen ist die bestehende Querfinanzierung zu beseitigen. Die Bundesfinanzierung sollte in die Richtung einer Grundfinanzierung für die Basis-Infrastruktur verändert werden, mit entsprechenden Veränderungen bei den Produktpreisen. Schliesslich sollten die Vorgabe und Kontrolle von fachlichen und betrieblichen Zielen für MeteoSchweiz sowie die Regulation ihres Marktauftritts verstärkt werden.

Medienmitteilung

Auskunft:

Armin Vuillemin, Stellv. Direktor EFK, Tel. 031 323 10 02
Emmanuel Sangra, Leiter Fachberreich Evaluationen, Tel. 031 324 94 93

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